Der Gay Outdoor Club (GOC) hat vier Regenbogenbänke an bedeutenden Orten Münchens gestiftet. Die erste Bank wurde 2022 am St.-Jakobs-Platz eingeweiht und steht seither als Symbol für Akzeptanz und Offenheit. Auch der Stephansplatz, der Luitpoldpark und der Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz erhielten diese bunten Sitzgelegenheiten, als Orte, die eng mit der queeren Geschichte der Stadt verbunden sind.
Für Vielfalt, Akzeptanz und Offenheit
Für gewöhnlich beschäftigt sich der "Gay Outdoor Club" (GOC) als die schwul-lesbische Sektion des Deutschen Alpenvereins lieber mit Bewegung, als mit sitzen. Auch plant der größte queere Verein Europas Wanderungen und Touren in den Bergen – nicht in der Münchner Innenstadt. Und dennoch gibt es da auch noch das Leitbild: "Für Vielfalt, Akzeptanz und Offenheit". Um dieses auch für Stadtspaziergänger*innen sichtbar zu machen, kam GOC-Chef Thomas Michel eine Idee: Parkbänke in Regenbogenfarben für München. Immerhin ist die bunte Fahne doch das wichtigste Symbol der LGBTQ+-Szene.
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Dieter Reiter weiht die erste Bank ein
Vier Regenbogen-Bänke spendete sein Verein daraufhin an die Stadt, um an besonderen Plätzen ein deutlich sichtbares, farbenfrohes und sympathisches Zeichen zu setzen. Der prominenteste dieser Plätze ist der St.-Jakobs-Platz, wo die erste Regenbogenbank wenige Tage vor dem CSD 2022 von Oberbürgermeister Dieter Reiter eingeweiht wurde: "Mit der Aufstellung der Regenbogenbank am St.-Jakobs-Platz, also direkt im Herzen Münchens, bekennt sich die Stadt einmal mehr zu ihrer LGBTIQ*-Community. Die Bank ist ein weiteres sichtbares Symbol dafür, dass München Akzeptanz und Weltoffenheit lebt – nicht nur in der Pride Week, sondern das ganze Jahr über."
Bei der Aufstellung aller gestifteten Regenbogenbänke hat man sich für ausgesuchte Orte entschieden, die jeweils eine besondere Bedeutung für die LGBTQ+-Community haben.
St.-Jakobs-Platz
Schon bei der Einweihung des Bodendenkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Lesben und Schwulen hat Thomas Michel beeindruckt, dass die Präsidentin der Israelitischen Kultursgemeinde München Dr. h.c. Charlotte Knobloch anwesend war und durch ihre Präsenz Solidarität gezeigt hat. Diese Solidarität wurde nun erwidert, immerhin steht die Regenbogenbank nun direkt gegenüber Münchens Hauptsynagoge Ohel Jakob. Ein besonderes Zeichen auch, da der Alpenverein in den 1920er Jahren jüdische Mitglieder ausgeschlossen hatte, darunter auch Charlotte Knoblochs Vater. Die Aufstellung der bunten Bank an diesem Ort ist damit ein ganz besonders starkes Signal, denn Minderheiten haben nur eine Chance gegen Intoleranz und Hass, wenn sie zusammenstehen, erklärt Michels bei der Einweihung.
Stephansplatz
Eine weitere Bank befindet sich auf dem Stephansplatz, vor der Friedhofskirche St. Stephan. Der Platz befindet sich mitten im LGBTQ-Szeneviertel und wird von der Community vielseitig genutzt. Zum Beispiel findet hier im Pride Month als Höhepunkt lesbischer Sichtbarkeit ein Straßenfest statt. In der Vorweihnachtszeit schlägt der Pink Christmas auf dem Platz seine rosa beleuchteten Pagodenzelte auf. Und in unmittelbarer Nähe befinden sich zahlreiche Gay-Bars, Community-Zentren und queerfreundliche Lokale. Nicht umsonst hat der franzsösische Streetart-Künstler Invader in der Nachbarschaft eines seiner Pixelmonster installiert und auf einem Regenbogen anreisen lassen. Mit der Regenbogenbank hat der Stephansplatz eine weitere dauerhafte Attraktion mit Regenbogensymbolik – und hier kann sogar Platz genommen werden.
Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz
Der Jurist, Journalist und Pionier der Sexualwissenschaft Karl Heinrich Ulrichs forderte, das Strafrecht zum Schutze queerer Personen zu revidieren. Showdown 1867 im Münchner Odeon, auf einer Tagung vor gut 500 Juristen. Seine angestrebte Liberalisierung blieb ein Wunschtraum, aber 130 Jahre nach seinem öffentlichen Outing widmet München ihm einen Platz im Herzen des Rainbow Districts. Zum ersten mal in der Münchner Stadtgeschichte wird ein Ort im Gedenken an einen Schwulen benannt. Seit 2008 wird hier jährlich das queere Maibaumfest gefeiert. Die Schilder des dazugehörigen Maibaums – dem “Rosa Stangerl” – verdeutlichen die Vielfalt der Community im Glockenbachviertel. Und seit 2022 läd direkt neben dem "Rosa Stangerl" eine Regenbogenbank zur Pause ein.
Luitpoldpark
Der Aufstieg des 37 Meter hohen Luitpoldhügels, ein ehemaliger Schuttberg im Luitpoldpark, stellt für die Mitglieder des GOC sicherlich keine große Herausforderung dar. Und dennoch garantiert die Aussichtsplattform bei klarem Wetter einen hervorragenden Blick über München und bei Föhn bis zu den Alpen. Von hier aus überblickt man auch die Cruising-Area am Scheidplatz. Viele Jahre waren Homosexuelle auf solche Treffpunkte angewiesen, da die Strafgesetzlage sie in die anonyme Subkultur mit szenetypisch als "Klappen" bezeichneten Treffpunkte führte. Aber auch nach der Entschärfung und schließlich der Abschaffung des berüchtigten Paragraphen 175 blieben Cruising-Spots in der Szene beliebt. So ist auch dieser Ort mit der queeren Stadtgeschichte verbunden.