Münchens Museen und Galerien bieten vielfältige Kunst- und Kulturerlebnisse mit besonderer Relevanz für die LGBTQ+ Community. Vom Museum Brandhorst mit Werken von Andy Warhol, über den LGBTQ+-Sammlungsaufruf des Münchner Stadtmuseums bis hin zu feinen Galerien und Künstler*innen-Kollektiven – die Stadt lädt dazu ein, Kunst und Geschichte aus einer queeren Perspektive zu entdecken.
Museen
Museum Brandhorst
Benannt nach den Stiftern der Sammlung Anette und Udo Brandhorst, hat sich das Museum seit seiner Eröffnung 2009 als eines der zentralen Museen für Gegenwartskunst in München etabliert. Zu begeistern weiß nicht nur die europaweit mit Abstand größte Sammlung von Werken der schwulen Künstler-Ikone Andy Warhols, sondern auch der Weltweit einzigartige Schwerpunkt des Hauses auf dem Schaffen von Cy Twombly. Spektakulär ist außerdem die Fassade aus 36.000 bunten Keramikstäben, die schon die Fotoapps zucken lassen bevor man die Sammlung überhaupt betreten hat.
2024 ist für die LGBTQ+ Community die Ausstellung "Andy Warhol & Keith Haring. Party of Life" von besonderer Bedeutung. Die Werke der beiden schwulen Künstler haben bis Juni 2024 bereits über 25.000 Besucher*innen ins Museum Brandhorst gelockt.
Pro-Tipp: Sonntags kostet der Eintritt nur 1 Euro.
Theresienstraße 35A, 80333 München | Regulärer Eintrittspreis ab 7 € | Täglich außer Mo: 10.00 bis 18.00 Uhr, Do: 10.00 bis 20.00 Uhr | Mehr Info
Münchner Stadtmuseum
Das größte kommunale Museum in Deutschland, mit einer gewaltigen Sammlung zur Stadtgeschichte, ist aufgrund von Sanierungsarbeiten bis 2031 geschlossen. Immerhin geht das älteste Gebäude des Ensembles, das historische Zeughaus, auf das Jahr 1500 zurück - eine enge Abstimmung mit der Denkmalpflege erklärt das behutsame und zeitintensive vorgehen.
Die Sammlung wird aber auch zwischenzeitlich in Teilen präsentiert, so zum Beispiel ab dem 25.10.2024 in der Kunsthalle mit der Ausstellung "Jugendstil. Made in Munich". Hier wird unter Anderem eine Fotografie des Hofateliers Elvira ausgestellt, damals im Besitz der lesbischen Frauenrechtlerinnen Anita Augspurg und Sophia Goudstikker. Das spektakuläre Fassadenornament wurde 1937 auf Betreiben der NSDAP entfernt und das Gebäude schließlich im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Gemeinsam mit dem Stadtarchiv München und dem Forum Queeres Archiv München e.V. ruft das Stadtmuseum München außerdem dazu auf, eine Sammlung zur LGBTQ+-Geschichte der Stadt aufzubauen. Von persönlichen Erinnerungsstücken, über Fotografien bis zu Plakaten und allen Objekten die für das Leben von Müncher*innen aus der LGBTQ+-Community von Bedeutung sind.
Pro-Tipp: Eine kleine digitale Galerie gibt Aufschluss über die gesuchten Gegenstände. Hier findet man zum Beispiel die Ampelschablone "Voice of Love stop" aus dem Jahr 2015, oder die Einladungskarte zu Freddie Mercurys Geburtstag im Old Mrs. Henderson aus dem Jahr 1985.
Sankt-Jakobs-Platz 1, 80331 München | Sammlungsaufruf | Sammlung Online
Haus der Kunst
1937 als "Haus der Deutschen Kunst" eröffnet, war das Gebäude ein zentraler Ort von Kunst und Propaganda der Nationalsozialisten. Schon die erste Kunstausstellung nach dem zweiten Weltkrieg zeigte jedoch bewusst Werke der ehemals verfemten Moderne. Heute ist das HDK ein global agierendes Museum für Gegenwartskunst, das sich klar für Diversität und Inklusion positioniert.
2022 kam es so zu einem Projekt mit dem Forum Queeres Archiv München: "Archives in Residence". Die in dem Archiv aufbewahrten Dokumente queerer Geschichte aus dem privaten und subkulturellen Bereich wurden im Haus der Kunst ausgestellt und gaben Einblicke in alternative Gesellschaftsentwürfe. Darunter Videoaufnahmen vom ersten Christopher Street Day in München, Einblicke in persönliche Erinnerungen an Fasching, Club- oder Kneipenabende und ein Fotoalbum aus den 1930er Jahren.
Pro-Tipp: An jedem letzten Freitag im Monat ist Open Haus mit freiem Eintritt von 16-22 Uhr. Auf der rückseitigen Terrasse des geschichtsträchtigen Gebäudes findet ihr die Goldene Bar, die auch jenseits eines Museumsbesuches einen Abstecher Wert ist.
Prinzregentenstraße 1, 80538 München | Täglich außer Di: 10.00 bis 20.00 Uhr, Do: 10.00 bis 22.00 Uhr | Mehr Info
Kunsthalle München
Mit rund 350.000 Besucher*innen jährlich, zählt die Kunsthalle München zu einem der renommiertesten Ausstellungshäuser Deutschlands. Im Herzen der Münchner Innenstadt befindet sich das Museum am Eingang zu den Fünf Höfen, die schon wegen ihrer einzigartigen Architektur einen Besuch Wert sind. Pro Jahr zeigt das Haus drei große Ausstellungen. Immer wieder werden auch queere Künstler*innen ausgestellt, wie etwa 2024 die erste große Retrospektive des niederländischen schwulen Designerduos Viktor & Rolf.
Pro-Tipp: An Dienstagen zahlt man mit 9 Euro nur den halben Eintrittspreis. Lohnenswert ist auch ein Besuch des "Theatiner 8", das Café im ersten Stock der Kunsthalle. Hier gibt es neben Kaffee und Getränken für die kurze Pause auch einen Mittagstisch für um die 13 Euro.
Theatinerstraße 8, 80333 München | Regulärer Eintrittspreis 18 € | Mehr Infos
Galerien
Kunstbehandlung
Mitten im Glockenbachviertel findet man die kleine, aber feine Galerie "Kunstbehandlung". Hinter der schicken roten Fassade unter verschwommenen Schriftzug wird zeitgenössischer, schwuler Kunst ein Raum geben. Und das schon seit 1997, als die Galerie ihre erste Ausstellung "Männersache" präsentierte und seitdem einen Fokus auf die Darstellung männlicher Figuren legt. Vorwiegend leicht bekleidet, aber ohne pornographisch zu wirken. Wie etwa die Werke des deutschen Künstlers Robert C. Rose, der seit den Anfangstagen seine Zeichnungen, Aquarelle und Ölgemälde in dem 80qm großen "Hidden Gem" in der Müllerstraße ausstellt.
Pro-Tipp: Für den kleineren Geldbeutel ist vom selben Künstler auch ein Jahreskalender für nur 10 Euro erhältlich.
Müllerstraße 40, 80469 München | Do, Fr: 14 bis 18.00 Uhr, Sa 11 bis 18.00 Uhr | Mehr Info
queer:raum
Das Ausstellungsprojekt queer:raum ist ein Kollektiv mit 40 queeren Künstler*innen aus München, die mit ihren Arbeiten für mehr Sichtbarkeit sorgen wollen. Dabei bilden die Mitglieder unter anderem die Disziplinen Malerei, Fotografie, Performance, Drag, Musik und Theater ab. Regelmäßig werden Events und Ausstellungen organisiert, so kam es zur Zusammenarbeit mit der Münchner Aidshilfe, dem LeZ, dem Club Rote Sonne und verschiedenen Galerien und Museen. Die Jahresausstellung 2024 fand im Farbenladen des Feierwerks statt.
Queere Kunst im Sub
Das Sub ist ein fester Bestandteil der LGBTQ+ Szene in München und gestaltet die Community aktiv mit. Das eigene Café bietet daher seit jeher Platz für queere Kunst. Egal ob Malerei, Fotografie, Installationen oder anderes - mit einer Ausstellung in den Räumen des Sub bietet der Verein queeren Künstler*innen die Möglichkeit deren Werke zu zeigen und in den Dialog mit den Besuchenden des Cafés zu treten. Letztere konnten in der Vergangenheit von Männerakten in Acryl, über Portraits ukrainischer Aktivist*innen bis zu "Drags of Munich" so einiges erleben.
Müllerstraße 14, 80469 München | Mehr Infos
Queere Kunst im LeZ
Das lesbisch-queere Zentrum LeZ ist ein Meilenstein der feministisch-lesbischen Bewegungen in München und begreift sich als Ort, an dem lesbische Frauen in ihrer Vielfalt sichtbar werden können. Auch Ausstellungen finden hier regelmäßig statt, aktuell zum Beispiel "Black Women in the Office" des jungen Künstlers Sefa Can. Die Ausstellung geht bis Ende Oktober 2024 und kann zu den Öffnungszeiten kostenlos besichtigt werden.
Müllerstraße 26, 80469 München | Do 18.00-22.00 Uhr, Fr, Sa: 18.00-23.00 Uhr | Mehr Info
Archive
Forum Queeres Archiv München e.V.
Ein verstecktes Kleinod queerer Stadtgeschichte mit umfassender Bücher-, Zeitschriften-, Poster- und Filmsammlung zu gesellschaftsrelevanten Themen der LGBTQ-Bewegung: Das Queere Archiv München. Auch Ausstellungen, Stadtführungen und Kooperationen mit Künstler*innen und Museen stehen im Programm.
Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, Beiträge und Erkenntnisse zu Alltag, Kultur und Geschichte von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuellen, intersexuellen und queeren Menschen in München und der Region zu sammeln, zu fördern und zugänglich zu machen.
Pro-Tipp: Das FQAM hat ein digitales Archiv: Hier findet sich die digitalisierte Sammlung, ordentlich dokumentiert und sauber verschlagwortet. Oder ihr stöbert im Onlineshop des Forums und findet dort die Publikationen des Vereins.
Bayerstr. 77c, 80335 München | Di 12.00-18.00 Uhr, Mi, Do: 10.00-17.00 Uhr | Mehr Info
nsdoku münchen
Als Gründungsort der NSDAP ist München eng mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus verbunden. Das NS-Dokumentationszentrum setzt sich mit dieser schwierigen Vergangenheit auseinander. In Ausstellungen, Veranstaltungen, Projekten und Bildungsangeboten wird die Geschichte des Nationalsozialismus mit Blick auf die Gegenwart vermittelt.
2023 hat sich das Zentrum im Rahmen der Ausstellung TO BE SEEN den Geschichten von LGBTQ+ in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland gewidmet. Mit historischen Zeugnissen und künstlerischen Positionen von damals bis in die Gegenwart zeichnete die Ausstellung queere Lebensentwürfe und Netzwerke, Freiräume und Verfolgung nach.
Pro-Tipp: Das nsdoku bietet jeden Sonntag kostenlose, geführte Rundgänge durch die Ausstellung an. Zum Angebot gehört außerdem eine Präsenzbibliothek mit interaktiven Medientischen und Rechercheterminals, neben einer großen Auswahl an Publikationen zum Thema.
Max-Mannheimer-Platz 1, 80333 München | Di-So: 10.00-19.00 Uhr | Mehr Info