Die "Deutsche Eiche" ist eine Institution der LGBTQ+-Szene und hat eine bewegte Geschichte. Prominente Gäste wie Freddie Mercury und Rainer Werner Fassbinder machten das Lokal legendär, heute zählt die angeschlossene Männer-Sauna mit 10.000 Besuchern pro Monat zu den größten Europas. An Fasching verwandelt die queere Community die Reichenbachstraße vor der Eiche in eine Partymeile. Wer es ruhiger mag, genießt auf der Dachterrasse des Hotels einen Aperol Spritz – mit spektakulärem Blick über die Münchner Altstadt.
Tänzer, Prostituierte und Queere
Heute zählt die Gegend um den Gärtnerplatz als Paradebeispiel für Gentrifizierung. Kaum vorstellbar, dass im Baujahr der "Deutschen Eiche" das gesamte Viertel ein Rotlichtmilieu war. Erst Anfang der 1860er Jahr wurde hier mit der Bebauung mehrstöckiger Wohnhäuser begonnen und spätestens mit dem 1865 eröffneten Gärtnerplatztheater kam sogar etwas Glanz ins einstige Arbeiterviertel. Im zweiten Stock des Wirtshauses führte eine Zuhälterin namens "Napoleon" Regie, so war das Lokal von Anfang an beliebter Treffpunkt für ein buntes Volk. Leute aus der nahgelegenen Großmarkthalle, Tänzer des Gärtnerplatztheaters und Prostituierte gaben sich die Klinke in die Hand. In solcher Gesellschaft fanden schon früh auch queere Menschen einen Unterschlupf - vor allem in Zeiten der Verfolgung und Ausgrenzung.
Ein Symbol für die Ewigkeit
Und diese kamen bereits knappe zehn Jahre später mit der Gründung des Deutschen Kaiserreiches. Denn nun galt auch im vormals liberalen Bayern preußisches Recht – und somit auch der berüchtigte § 175, der Homosexualität verbot. Zur Reichsgründung und nach dem gewonnen Deutsch-Französischem Krieg keimte im ganzen Land ein neuer Nationalstolz, germanische Symbole für Stärke erfreuten sich Beliebtheit. So wurde der Name "Deutsche Eiche" für Gaststätten und Pensionen vielerorts beliebt. Es birgt eine gewisse Ironie, dass in München dieser Name heute mit einem international bekannten Schwulentreff verbunden wird.
Die prominenten Gäste der "Deutschen Eiche"
Der Ruhm kam mit den Prominenten Gästen des Lokals. Donna Summer lebte in der "Deutschen Eiche" als sie ab Mitte der 1970er Jahre von München aus zum Weltsart avancierte. Rainer Werner Fassbinder verliebte sich in einen Schankkellner des Restaurants und erklärte die Eiche in der Folge zu seinem "zweiten Wohnzimmer". Und besonders Stolz ist das Lokal bis heute auf den wohl prominentesten Stammgast Freddie Mercury, der hier zwischen 1979 und 1985 gern Spätnachmittags zum "Frühstück" aufschlug. Seit 2024 erinnert ein Mosaik an der Fassade des Hotels an diese Zeit. Der große Star wurde auch zum traurigen Symbol für die damals neuartige, sich epidemisch verbreitende Immunschwächekrankheit Aids. Freddie starb 1991.
Auch interessant: Streetart mit schwulen Ikonen: Das Pissor am Holzplatz
Schwere Zeiten und ein Neuanfang
Durch die Krankheit kam es zu nicht nur zu Verunsicherung in der homosexuellen Szene, auch die CSU geführte KVR-Leitung Münchens setzte die Repression schwuler Lokale auf die Agenda. Löwenbräu, die Besitzerin der "Deutschen Eiche", reagierte auf die Ereignisse. Das Haus sollte schnellstmöglich verkauft werden, mit Plänen es in ein Bürohaus umzuwandeln. Doch es kam anders, denn die neuen Hausherren Dietmar Holzapfel und Sepp Sattler investierten 1993 in das Hotel und haben es renoviert und deutlich erweitert.
Badespaß im Sexkeller
Das Haus ist mittlerweile vor allem für seine Sauna bekannt. Über vier Stockwerke erstreckt sich das "Männer-Badehaus" mit einem Nassbereich der sich über mehrere Rückgebäude verteilt. Der Keller erstreckt sich auf ganze fünf Häuser. Wie durch Katakomben streift man hier an Irrgärten und Kammern für Sexspielarten vorbei, findet neben Sauna und Whirlpool auch ein Pornokino, Slings und Andreaskreuze. Durchschnittlich 10.000 Besucher zählt die Sauna der Eiche – im Monat.
Gutbürgerliche Küche im Restaurant
Direkt über dem Sexkeller wird dann gutbürgerliche Küche serviert. Auf der Speisekarte findet man aber nicht nur traditionelle, bayerische Speisen wie etwa den Schweinebraten, sondern auch moderne und leichtere Gerichte. Beliebt ist das Lokal auch zum Frühstücken (Frühstücksbüffet für derzeit 20 Euro). Im Sommer sitzt man draußen auf der Reichenbachstraße und beobachtet das bunten Treiben zwischen Vikutalienmarkt und Gärtnerplatz und kann nur ahnen, was sich wenige Meter unter dem Restaurant abspielt.
Ein Aperol Spritz mit Rundumblick auf der Dachterrasse
Beliebt ist mittlerweile auch die schöne Dachteresse der "Deutschen Eiche". Bei gutem Wetter erreicht man die rund achtzig Quadratmeter große Terrasse bequem mit dem Aufzug und erfreut sich an der breiten Getränkeauswahl der Bar. Aber auch bei schlechtem Wetter kann man den Rundumblick über die Münchner Altstadt genießen, denn die Terrasse ist an kalten Tagen überdacht und beheizt.
München Alaaf
Das Straßenfest am Faschingsdienstag in der Reichenbachstraße zählt zu den wildesten und lustigsten der Stadt. Nach dem "Tanz der Marktfrauen" am Viktualienmarkt versammelt sich die queere Community vor der "Deutschen Eiche" um bei DJ-Musik und Live Sets talentierter Drag Queens zu feiern und zu tanzen. Zutritt zum Restaurant erfolgt allerdings nach dem Prinzip »First come, first served« – rechtzeitig kommen lohnt sich, da das Restaurant schnell überfüllt ist. Auf der Straße ist natürlich ausreichend Platz für Jede*n!
Auch interessant: Fasching für LGBTQ+ in München: Die besten Bälle, Parties und Straßenfeste
Last but not lest
Das Hotel ist auch sehr beliebt bei LGBTQ+ Touristen. Die zentrale Lage direkt neben dem Viktualienmarkt und gleichzeitig mitten im Szeneviertel ist für einen Münchenaufenthalt unschlagbar. Auch die Isar ist nur wenige Gehminuten vom Hotel entfernt. Mit drei Sternen Superior ausgestattete Zimmer und Suiten gibt es ab derzeit rund 80 Euro (Einzelzimmer) pro Tag – inklusive Frühstück.
Hotel Deutsche Eiche, Reichenbachstrasse 13 | Website