Der Christopher Street Day (CSD) ist heute das größte Pride-Event Süddeutschlands – mit politischen Forderungen, Straßenfesten und einem vielfältigen Kulturprogramm. 2025 feiert die Münchner Demo ihr 45-jähriges Jubiläum – unter dem stolzen Motto: Liberté Diversité Queerité. Doch in den 1970er- und 80er-Jahren war die LGBTQ-Bewegung noch weit von solcher Sichtbarkeit und Anerkennung entfernt. Wie hat alles begonnen? Eine kurze Geschichte des CSD in München.
1969 - Stonewall Riots
Im Juni 1969 wollte die Polizei im New Yorker Greenwich Village wieder einmal mit einer unbegründeten Razzia im "Stonewall Inn" Schwule schikanieren. Sehr zu ihrer Überraschung trafen sie diesmal auf Widerstand. Es folgte ein ganzes Wochenende, an dem sich die Bewohner*innen des East Village Straßenkämpfe mit der Polizei lieferten. Der Einsatz einer Spezialtruppe beendete die Unruhen, aber der Widerstand hatte begonnen.
1972 - Deutschlands erste Homosexuellen-Demo
Am 29. April 1972 fand in Münster die erste Demonstration für die Rechte von Schwulen und Lesben in Deutschland statt. Knapp 200 Menschen gingen auf die Straße, um gegen ihre Diskriminierung zu protestieren und für ihre Rechte einzutreten. Diese Demo, organisiert von der "Studentischen Aktionsgruppe Homosexualität Münster" (HSM), gilt als Meilenstein für die Homosexuellenbewegung in Deutschland und ebnete den Weg für weitere politische und gesellschaftliche Veränderungen.
1976 - Münchens erste Schwulendemo im Schlosspark Nymphenburg
Im Juni 1976 fand im Schlosspark Nymphenburg die erste Schwulendemo in München statt. Organisiert wurde sie im Rahmen des jährlichen Pfingsttreffens bundesdeutscher Schwulengruppen dass in jenem Jahr in München abgehalten wurde. Es war das erste Mal, dass sich eine größere Gruppe von Schwulen öffentlich in München versammelte und für ihre Rechte demonstrierte - die Demonstration markiert daher einen wichtigen Schritt in der Geschichte der schwulen Emanzipationsbewegung Münchens.
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1979 - die ersten CSD-Kundgebungen in Deutschland
Der erste Christopher Street Day (CSD) in Deutschland fand 1979 in West-Berlin statt. Unter dem Motto "Gay Pride" demonstrierten 450 Menschen für die Rechte von Lesben, Schwulen und Bisexuellen. Parallel dazu gab es 1979 auch eine CSD-Demonstration in Bremen. Mit diesen Demonstrationen wurde in Deutschlands erstmals an die Stonewall-Aufstände von 1969 in der Christopher Street in New York erinnert.
1980 - Stonewall Demo in München

Am 28. Juni 1980 findet die erste CSD-Demo in München statt. Etwa 180 mutige Frauen und Männer kommen zu diesem Event zusammen und laufen, teils vermummt, unter dem Motto "Schwul, na und?" vom Sendlinger Tor bis zum Geschwister-Scholl-Platz. Von Medien, Politik und Öffentlichkeit wird die Demo kaum wahrgenommen, aber von vielen Zivilpolizisten fotografiert. Im Anschluss wird am Chinesischen Turm gefeiert. Erst ab Ende der 80er findet der CSD in München jährlich statt.
1994 - Oberbürgermeister Christian Ude übernimmt Schirmherrschaft
Unter dem Motto "Lesben und Schwule feiern gemeinsam" erlebt der Münchner CSD 1994 eine Premiere: Zum ersten mal übernimmt der Oberbürgermeister, damals Christian Ude, die Schirmherrschaft über die Veranstaltung. Nach einer Auftaktkundgebung am Odeonsplatz zog die Demonstration zum Weißenburger Platz. Hier gab es dann auch ein Straßenfest.
1996 - Die Rosa Liste zieht ins Rathaus ein

Die bereits 1989 gegründete Wählervereinigung Rosa Liste zieht 1996 ins Rathaus ein. Damit ist Münchens Stadtrat europaweit der Erste, in dem eine schwul-lesbische Partei vertreten ist. Spitzenkandidat Thomas Niederbühl hält seine Rede auf dem CSD 1996 dann auch standesgemäß vom Rathausbalkon an die Community. Das Motte reflektiert die politische Errungenschaft: Wir mischen mit!
2000er - Pride-Flaggen, Rathaus Clubbing und lesbisches Straßenfest

Im Jahr 2000 wird der Marienplatz erstmals mit Regenbogenfahnen beflaggt. Wieder passt das Motto: Out & Proud. Nur wenige Jahre später, im Jahr 2003 findet das erste und weltweit einmalige Rathaus Clubbing im Neuen Rathaus statt. 2006 ist die Geburtsstunde des lesbischen Straßenfestes: Die Community trifft sich zunächst am Angertor, seit 2022 wird auf dem schönen Stephansplatz im Glockenbachviertel gefeiert.
2023 - Rekordjahr für den CSD München
Der Christopher Street Day schreibt 2023 Rekordzahlen: 60.000 bei der Parade und 460.000 Zuschauer. Am Demonstrationszug waren über 180 Gruppen und Initiativen beteiligt: Sie zogen mit bunt geschmückten Wagen, kostümierten Fußgruppen und Motorrädern durch die Innenstadt. Friedlich und ohne Zwischenfälle haben zusammen also mehr als eine halbe Million Menschen demonstriert und gefeiert.
2025 - 45 Jähriges Jubiläum der Demonstration in München
Die Münchner Demo feiert 45 Jähriges Jubiläum unter dem Motto Liberté Diversité Queerité.
Alle Bilder von CSD München, Titelbild von Bethel Fath/CSD München