Die Asamkirche im Herzen der Sendlinger Straße

Die Asamkirche im Herzen der Sendlinger Straße

Die Asamkirche ist ein Meisterwerk des Münchner Spätbarocks, das vor allem durch seine üppige Gestaltung beeindruckt. Ursprünglich als Privatkapelle der gefeierten Asam-Brüder gedacht, verbindet das Bauwerk auf einzigartige Weise Architektur, Malerei und Stuck zu einem Gesamtkunstwerk. Von der kunstvollen Nutzung von Bier beim Bau bis hin zu queeren Spekulationen um den Architekten Egid Quirin Asam – wir erkunden die Gerüchteküche.

Die Sendlinger Straße

Schon früh siedelten sich in der Münchner Sendlinger Straße zahlreiche Brauereien an. Es ging 1372 mit Schützbräu los, das heute ebenso in Vergessenheit geraten ist, wie die meisten Anderen zu dieser Zeit hier eingerichteten Brauhäuser. Einzig das in der Nummer 14. eröffnete Hackerbräu findet sich immer noch an der selben Ecke zur Hackenstraße wie zur Eröffnung Ende des 15. Jahrhunderts.

Ein Prosit auf die Legende

Praktische Ausgangslage für die Stuckateure der ebenfalls in der Sendlinger Straße erbauten Asamkirche, von denen man sich erzählt, dass sie den Stuck für die künstlerische Ausgestaltung des Esembles mit Bier anmischten. Belege dafür sind schwer zu finden, aber historische Gebäude in München die etwas auf sich halten brauchen eine Bierlegende. Hier werden brennende Opernhäuser mit Hofbräubier gelöscht, das Deckenfresko der ältesten Pfarrkirche der Stadt schmückt sich mit dem Senior-Chef der Augustiner-Brauerei und die Asamkriche wurde eben mit Bier zusammengepanscht. Eat it.

Bauherren, Architekten und ausführende Künstler des Kirchenbaus waren die Asam Brüder, gefeierte Shooting-Stars des Münchner Spätbarocks. Der Jüngere der beiden, Egid Quirin Asam, bliebt trotz Fame, Reichtum und guten Aussehens Zeit seines Lebens unverheiratet. Hier drängt sich schnell das nächste Gerücht auf: Die künstlerische Obsession des Bildhauers und Architekten sei Sublimierung seiner schwulen Sexualität – aber vielleicht war es auch einfach nur Hingabe. Selbe Spekulationen könnte man um Max III. Joseph anstellen, auch er blieb kinderlos mit folgenschweren Konsequenzen, die eine angebliche Homosexualität ohnehin in den Schatten stellen sollten. Bei der Grundsteinlegung der Asamkriche war er jedenfalls am Start, damals als Kurprinz im Toddler-Alter.

Bleiben wir bei den Fakten

Die Grundsteinlegung war 1733 und um den Sprung von Gerüchten zu Fakten zu wagen: Die Kirche heißt gar nicht Asamkirche, sondern offiziell St. Johann Nepomuk. Benannt nach einem nur vier Jahre zuvor – und darum damals noch super hippen – heiliggesprochenen Märtyrer, der die Wahrung des Beichtgeheimnisses gegenüber einer Wittelsbacherin mit dem Tod bezahlen musste. Jemand der mit Gossip also etwas diskreter umzugehen wusste als dieser Artikel. Bis 1746 wurde der zweistöckige Bau mit viel barockem Stuck (und Bier ...) in der nur acht Meter schmalen Baulücke errichtet.

Foto von Jonas Allert auf Unsplash, zugeschnitten

Die Asambrüder hatten die Kirche ursprünglich als Privatkapelle gedacht, mussten sie aber auf Drängen der Bevölkerung schon bald der Öffentlichkeit zugänglich machen. Dennoch konnte das Künstlerduo bei der Gestaltung frei entscheiden und das haben sie weiß Gott gefeiert: Architektur, Malerei und Stuckaturen verschmelzen zu einem üppigen Gesamtkunstwerk. Der Innenraum gliedert sich in drei Ebenen: der ebenerdige Bereich ist relativ dunkel und düster und repräsentiert das weltliche Leid. Viele Beichtstühle erinnern an das Motto, vom Schutzheiligen vorgegeben. Die Mittelebene ist in Weiß und Blau gehalten und war für den Kaiser reserviert. Nach oben hin wird es immer heller und so steht die oberste Ebene schließlich für den Himmel.

Weitere Sehenswürdigkeiten um den Kirchenbau

Die Asamkirche gilt heute als eines der bedeutendsten Bauwerke des süddeutschen Spätbarocks. Daher empfiehlt es sich einen Blick hineinzuwerfen. Sie liegt außerdem zwischen dem Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Lesben und Schwulen in der Dultstraße und dem AIDS Memorial am Sendlinger Tor und lässt sich damit wunderbar in eine queere Geschichtsstunde integrieren. Sehenswert sind darüberhinaus das spätbarocke Wohnhaus von Egid Quirin Asam (direkt neben der Kirche) und die nach den Gebrüdern benannte Asamhof Passage mit vielen kleinen Cafés und Geschäften.

Facts are Facts

St. Johann Nepomuk (Asamkirche) | Sendlinger Str. 32, 80331 München | Mo-So: 9.00 bis 19.00 Uhr

Titelbild von Jonas Allert auf Unsplash, zugeschnitten

Back to blog