Bayerns König ohne Krone – Max-Joseph-Denkmal in München

Bayerns König ohne Krone – Max-Joseph-Denkmal in München

Am Max-Joseph-Platz thront der erste König Bayerns. Als Sitzdenkmal gestaltet, spiegelt die Statue den bürgernahen Geist von Max I. Joseph wider, der nicht nur durch seine Spaziergänge unter den Münchnern, sondern auch durch weitreichende Reformen – darunter die Entkriminalisierung homosexueller Handlungen – im bayerischen Strafrecht in Erinnerung bleibt.

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Dieser Tage versperren Bauplanen die Sicht auf eines der bedeutendsten Freidenkmäler des Klassizismus. Mit oder ohne Sichtblockade, sitzt mitten auf dem nach ihm benannten Max-Joseph-Platz der erste König Bayerns, auf einem kühn gewählten, hohen Standort und winkt einem zu. Im Hintergrund das von ihm beauftragte Nationaltheater. Der für München sehr bedeutende Architekt Leo von Klenze entwarf das Denkmal für Max I. Joseph. Volksnah ein Sitzbild auf antikisierend verzierten Thron, in der linken Hand liegt lässig ein Zepter und die rechte Hand winkt natürlich nicht, sondern ist zum Segen erhoben.

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Sitzprotest

Gleichwohl der König selbst über den Entwurf wenig Begeisterung ausdrückte - er fand er sähe aus als säße er auf der Retirade (also einem Klostuhl) - ist die von Klenze gewählte Darstellung einer Sitzplastik durchaus passend. Max I. Joseph galt als bürgernaher König, ging gerne ohne große Begleitung zu Fuß durch die Münchner Straßen und unterhielt sich dabei zwanglos mit seinem Volk. Das unter seiner Regentschaft in Kraft getretene Bayerische Strafgesetzbuch markiert den Beginn der modernen deutschen Strafgesetzgebung.

Reform des Strafgesetzes

Denn der König machte gemeinsam mit seinem Superminister Maximilian von Montgelas Bayern zu einem der liberalsten deutschen Staaten. Sie sorgten für Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Gesetz, für Sicherheit der Person und des Eigentums, Religions- und Pressefreiheit und reformierten das Strafrecht. Das von der napoleonischen Gesetzgebung beeinflusste neue bayerische Strafgesetzbuch von 1813 stellte einvernehmlich vorgenommene sexuelle Handlungen zwischen erwachsenen Männern nicht mehr unter Strafe.

Straffreie Lebensentfaltung

Im Königreich Bayern konnten sich daraufhin homosexuelle Männer knappe 60 Jahre lang relativ ungestört bewegen (von gesellschaftlicher Akzeptanz war man natürlich dennoch weit entfernt). Die liberale Zeit endete mit Gründung des Deutschen Kaiserreiches und der Vereinheitlichung des Rechts, über die sich 1867 noch renommierte Rechtsgelehrte auf dem Deutschen Juristentag beraten haben. Darunter auch Karl Heinrich Ulrichs, der Straffreiheit für Homosexualität in allen deutschen Ländern vorschlug. Statt dessen galt ab 1872 der berüchtigte Paragraph 175 auch für Bayern und fortan war hier "jede auf widernatürliche Befriedigung des Geschlechtstriebs gerichtete unzüchtige Handlung zwischen Personen männlichen Geschlechts" strafbar.

Ein König ohne Krone

Soweit konnte Max I. Joseph natürlich noch nicht denken. Er wurde für seine Bündnistreue zu Napoleon 1806 erstmal zum König erhoben. Ganz ohne Krönung, denn eine Krone musste erst in Paris bestellt werden und es dauerte über ein Jahr diese zu liefern. Wer genau hinsieht, dem fällt auf, dass auch sein Denkmal ohne Krone auskommt. Dieses wurde übrigens von der Stadt München gestiftet, also quasi von den Bürgern zu Ehren ihres "Pater Patriae" (dem Vater des Vaterlandes) aufgestellt.

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