Das Residenztheater, etwas versteckt zwischen Opernhaus und Königsbau, ist dank Ingo Maurers beeindruckender Lichtskulptur auch im Dunkeln nicht zu übersehen. Das Programm umfasst zeitgenössische Dramatik, darunter auch queere Geschichten über das Erbe der Aidsepidemie oder den schwulen Modezaren Rudolph Moshammer. Doch auch das Gebäude selbst und dessen Historie liefern spannende Erzählungen und inspirierten sogar Umberto Eco.
Eines der größten Sprechtheater im deutschsprachigen Raum
Das Residenztheater ist Hauptspielstätte des Bayerischen Staatsschauspiels. Es ist eines der traditionsreichsten und mit umfangreichen Ensemble auch eines der größten Sprechtheater im deutschsprachigen Raum. 2019 übernahm Andreas Beck als Intendant unter dessen künstlerischen Leitung der Schwerpunkt des Theaters auf zeitgenössischer Dramatik liegt.Queere, zeitgenössische Dramatik im Programm
So zum Beispiel 2022, DAS VERMÄCHTNIS, von Matthew Lopez. Im New York der 2010er-Jahre wird die Geschichte einer Wahlfamilie in der schwulen Community erzählt, die vor der Frage steht, ob sie bereit sind, das Vermächtnis der jüngeren Geschichte anzunehmen: Die verheerende Aidsepidemie, welche die LGBTQ-Community von Beginn der 1980er Jahre an erschütterte.2024, und damit aktuell, wird MOSI - THE BAVARIAN DREAM aufgeführt. Es erzählt die Story des Modezaren und der queeren Münchner Kultfigur Rudolph Moshammer, mit Hang zu Extravaganz, Opulenz und allem Überbordenden.
Geschichte des Gebäudes
Das heutige Residenztheater wird zwischen 1949 und 1951 auf den Grundmauern des Vorgängerbaus errichtet. Die Fassade zwischen Nationaltheater und Königsbau gestaltete Karl Hocheder, die sieben Eingangsportale im Erdgeschoss und die gliedernden, schmalen Stahlsäulen zitieren im unverkennbaren 50er-Jahre-Stil den Klassizismus der benachbarten Architektur. Viele Münchner sind überrascht, über das damals hochmoderne Haus. Stand der Name "Residenztheater" doch bisher für das Rokoko-Meisterwerk von Hofarchitekt François Cuvilliés. Doch die wandlungsfähige Bühne, der großzügige Zuschauerraum und die gute Akustik sorgten schließlich für Begeisterung über den ersten Theaterneubau nach dem Krieg.Lichtskulptur "Silver Cloud" von Ingo Maurer
Darüber liegen noch an der zurückgesetzten Fassade des zweiten Obergeschosses sechs Fenster mit Mezzanin, dort wo einst der 1854 errichtete Wintergarten von König Max II. Joseph lag. Heute befindet sich hinter der Glasfront die von Ingo Maurer entworfene Lichtinstallation "Silver Cloud". Ein sich ständig veränderndes, in Bewegung befindliches Objekt, das Innen- und Außenraum das versteckt liegende Residenztheaters sicht- und erlebbar macht. Der Lichtkünstler, der in München auch die U-Bahnhöfe Westfriedfhof und Münchner Freiheit gestaltet hat, ist zwei Tage nach öffentlicher Vorstellung der Installation verstorben - es zählt damit wohl zu seinem letzten Werk im öffentlichen Raum Münchens.Der Name der Rose
Der Max-Joseph-Platz und das Residenztheater stehen auf ehemaligen Klostergrund. Schon im 13. Jahrhundert veranlasste Ludwig der Strenge den Klosterbau für den Franziskanerorden. Ab 1330 wirkte hier der bedeutende mittelalterliche Philosoph und Theologe William von Ockham, der Umberto Eco zu der Figur des William von Baskerville in seinem Roman "Der Name der Rose" inspirierte. Im gleichnamigen Film wird die Figur von Sean Connery verkörpert. Der historische William lebt und stirbt in selbigen Franziskanerkloster und wird im vorgelagerten Friedhof beerdigt. 1802 wird das Kloster säkularisiert und weicht den Gebäuden am Max-Joseph-Platz. Beim Bau der Tiefgarage wurden 1963 die noch vorhandenen untertägigen Reste des Franziskanerklosters und des zugehörigen Friedhofs ohne größere wissenschaftliche Untersuchung abgeräumt. Darunter vielleicht auch die Reste unseres Williams ...Facts are Facts
Residenztheater | Max-Joseph-Platz 1, 80539 München | Mehr Info