Die Heilig Geist Kirche: Von barocken Fresken zur modernen Kunstinstallation

Die Heilig Geist Kirche: Von barocken Fresken zur modernen Kunstinstallation

Als eine der ältesten Pfarrkirchen der Stadt, erzählt sie nicht nur die Geschichte einer der ersten weltlichen Stiftungen überhaupt, sondern ist auch - sprichwörtlich - offen für moderne Kunst. Direkt neben dem Viktualienmarkt gelegen lässt sie sich wunderbar in eine Altstadttour integrieren. Einen queeren Gottesdienst bietet die Kirche zwar nicht an, aber immerhin war sie lange Zeit Wirkungsstätte des unkonventionellen Kirchenmannes Pfarrer Rainer Maria Schießler.

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Entstehungsgeschichte und Spital

50 Jahre nach der Stadtgründung entstand vor den Toren Münchens ein Spital, zur Versorgung für Pilger*innen, Kranke und bedürftige Alte. Betreut wurde das Spital ab 1291 von der Bruderschaft vom Heiligen Geist und klar, hatten die auch eine Kapelle auf ihrem Gelände. Der Großbrand, der 1327 innerhalb von nur zwei Tagen ein Drittel der Stadt Münchens vernichtete, hat auch das Spital mit Kirche erwischt - die Ordensbrüder verlassen daraufhin die Stadt. Der gotische Kirchenneubau trägt aber bis heute ihren Namen: Heilig Geist Kirche.

Und auch an das ehemalige Spital erinnert die Kirche mit dem beeindruckenden Deckenfresko. Geschaffen in einer nachträglichen Barockisierung ab 1724 von den berühmten Asam Brüdern, stellt es in verschiedenen Szenen Bittsteller*innen und Spender*innen dar und erzählt die Gründungsgeschichte des Spitals.

Der Münchner Brezenreiter

Foto von Henning Schlottmann - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0

Darunter auch die berühmte Erzählung des Münchner Brezenreiters, im mittleren Dekenfreso des Hauptschiffses zu finden. Ein bärtiger Mann mittleren Alters, gehüllt in braunes Gewand, ausgestattet mit einem Korb voll Brezen. Hinter ihm ein weiterer Mann, der bereits eine Breze ergattert hat und Augenkontakt zum weißen Schimmel hält.

Im Sommer 1318 wurde vom Ehepaar Burkhard und Heilwig Wadler, die durch den damals bedeutenden Salzhandel einflussreich und wohlhabend wurden, die "Wadlerspende" ins Leben gerufen. Sie spendeten, damit die Armen im Spital einmal pro Woche zusätzlich gespeist werden konnten. Aber dem nicht genug, einmal jährlich sollten auch alle anderen Münchner*innen etwas davon haben: So zog jeweils in der Nacht des 27. Dezembers ein Reiter durch die Stadt. Auf einem weißen Schimmel, für bessere Sichtbarkeit. Um ihn auch hören zu können, wurden die Hufeisen gelockert. Knapp ein halbes Jahrtausend wurden so jährlich 3.000 Brezen ausgegeben. Bis 1801 dem armen Reiter die Brezen ausgingen und die erzürnten Münchner*innen ihn daraufhin verprügelten - nach diesem Vorfall wurde der Brauch durch Beschluss der Münchner Obrigkeit abgeschafft.

Weitere Highlights

Ansonsten findet man in der Kirche noch den von Nikolaus Gottfried Stober entworfenen Hochalter aus Tegernseer Marmor, die heilbringende "Hammerthaler Madonna" (gelang über Umwege in die Kirche und ist die Erste, die den Namen ihrer Besitzerin trägt, anstelle eines Ortsnamens) und das Wartenberg Epitaph, um 1600 von Hans Krumpper entworfen, dem Shootingstar der Münchner Renaissance.

Kunstinstallationen in der Heilig Geist Kirche

Wenn man Glück hat - und wir haben Glück - findet man in der Heilig Geist Kirche auch Kunstinstallationen. Aktuell schwebt ein riesiger Schwarm weißer Origami-Tauben unter dem Mittelschiff. Es handelt sich um das Werk "Les Colombes – Die weißen Tauben" des Münchner Künstlers Michael Pendry. München war bereits 2014 die erste Station des Friedensprojekts, seitdem ist die Installation weltweit gezeigt worden. Zurück in der Heiliggeistkirche ist jede*r eingeladen, eine eigene Friedenstaube zu falten, die dann dem stetig wachsenden Schwarm hinzugefügt wird. Ihr könnt die Installation noch bis Ende Oktober 2024 bewundern.

Queer Faktor für LGBTQ

Foto von Mikail Duran auf Unsplash

Von 2011 bis 2020 war hier der für unkonventionelle Seelsorge und medienwirksame Aktionen bekannte Pfarrer Rainer Maria Schießler tätig. Einer der wenigen katholischen Kirchenmänner die sich offen für die Ehe für Alle aussprechen. Mehr Mut und Offenheit fordert er nicht nur bei schwulen Paaren, sondern auch beim Umgang mit dem Zölibat und dem Islam. Mittlerweile verantwortet er nur noch die Pfarrei von St. Maximilian.

Ein queerer Gottesdienst findet in der Heilig Geist Kirche nicht statt, aber jeden zweiten Sonntag im Monat in der Kirche St. Paul an der Theresienwiese. Mehr Infos dazu findet ihr unter queergd.de.

Facts are Facts

Heilig Geist Kirche | Prälat-Miller-Weg 1, 80331 München | Öffnungszeiten: Mo-Fr: 9.00-20.00 Uhr, Sa-So: 8.30-20.00 Uhr | Mehr Info
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